Der Autor dieser Zeilen ist offensichtlich männlich. Männer werden, wie jede Großmutter dieser Welt bestätigen wird, zwar kontinuierlich älter, jedoch nie erwachsen.
So überkommt auch den Herausgeber dieses Blogs gelegentlich der Drang, im Schlamm zu spielen. Mit dem Herumhüpfen in schlammigen Pfützen ist es ab Erreichen eines gewissen Lebensalters natürlich nicht getan. Im Unterschied zum Jungen braucht der Mann Spielzeug. Und zwar groß und laut und mit Motor. Folgerichtig ertappt sich der Verfasser dabei, gelegentlich im Netz nach Geländewagen zu stöbern. (Geländewagen, keine SUV!)
Recht weit vorne dabei ist aus nachvollziehbaren Gründen der 2121, vulgo Niva, der aber nicht mehr so heißen darf. Auch wenn der Niva nach Meinung seiner Konstrukteure kein echter Geländewagen sei, sondern „ein Pkw, der auf Straßen beliebiger Decke komfortabel hohe Geschwindigkeiten zu erreichen vermag“, und damit und mit seiner selbsttragenden Karosserie die Fahrzeugkategorie der SUV gewissermaßen erfunden hat, so ist er als automobiles Fossil charmant genug, daß man sich näher mit ihm beschäftigen sollte. Er ist auch im Serienzustand geländegängiger als alle Plastik-SUV, und als Bronto sieht er auch wirklich nett aus… Außerdem öffnet die Motorhaube nach vorne. (Jetzt wird dem geneigten Leser klar, warum ich nicht anders kann, als dieses Auto zu mögen).
Der nächste Kandidat wäre der Jeep XJ. Er ist – für ein amerikanisches Auto – recht kompakt, hat ein klares, durchaus ansprechendes Design und verbindet Geländegängigkeit (auch hier fehlen, wie beim Niva, im Serienzustand noch Sperren zum perfekten Glück) mit einem Mindestmaß an Komfort und menschenwürdiger Ausstattung. Die grüne Tachobeleuchtung erfreut das Saaabfahrerherz zusätzlich.
Und dann, dann ist da der G. Das G-Modell. Der Geländewagen, einst als Spielzeug für den Schah entwickelt, der dann in 63 Streitkräften militärische Karriere machte um in seinen absurdesten Travestien schließlich als Гелендваген Eingang in die russische Alltagssprache zu finden, und an den der Autor viele, meistens gute, Erinnerungen hat.
G. G-Modell, G-Klasse, Geländewagen, Legendewagen.
Im Januar 2014 hatte der Verfasser das Glück, anläßlich der Adventskalenderöffnung der Münchner Mercedes-Niederlassung einem Vortrag Gunther Holtorfs beiwohnen zu dürfen. Dieser Mann sollte dem reiseaffinen Publikum mittlerweile bekannt sein, falls nicht, so ginge ich nicht fehl, stellte ich ihn als den wahrscheinlich bedeutendsten Abenteuerreisenden unserer Zeit vor. Gunther Holtorf hat zusammen mit seiner Frau Christine in 26 Jahren nahezu alle Länder dieser Erde bereist und dabei mit seinem 300GD knapp 900.000km zurückgelegt. Zur Einstimmung seien dem Leser dieser wunderbare Artikel der BBC sowie dieses schöne Stück im Spiegel empfohlen.
Gunter Holtorf kann nicht nur photographieren, er ist auch ein begnadeter Erzähler. Einen Videomitschnitt seines Vortrages in der Berliner Niederlassung findet Ihr hier; ein Interview mit Blicken auf Finanzierung und vor Allem mindset gibt es auf Matsch und Piste. In Zusammenarbeit mit dem Stern entstand das umfassende Projekt Ottos Reise.
Das Auto hat mittlerweile seinen Platz im Mercedes-Benz Museum gefunden. Vor gut einem Jahr hat die Nutzfahrzeug-Sparte Daimlers in Zusammenarbeit mit dem Unimog-Museum ein paar Influencer in ein paar Autos auf einer windigen Wiese im Schwarzwald übernachten lassen; Johannes Schlörb von fuenfkommasechs.de hatte die Ehre, „Otto“, jenen legendären chinablauen 300GD zu bewohnen – und brachte Herrn Holtorf dazu, noch ein bißchen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Was lange währt wird endlich gut, sagt der Volksmund – das gut einstündige Video dazu wurde am Wochenende endlich veröffentlicht, inklusive einer Menge Filmmaterial aus dem Konzernarchiv.
Damit haben Johannes, Gunther und Otto es geschafft, daß ich wieder nächtelang vor den einschlägigen Automobilbörsen hocke. Wo ich doch gerade beschlossen hatte, daß ein Auto ja eigentlich auch ausreichen müßte. Eines Tages…
Bilder des Münchner Vortrages: (c) René Rollin.
Hallo,
wenn ich mich an meinen Niva erinnere, so hatte er neben der Untersetzung auch einen Hebel für die Sperre des Mittelachsdifferentials. War aber noch die Version vor dem“Facelift“ mit traumhaft schönen Amaturenbrett.
Ansonsten lese ich regelmäßig den Blog und würde mir mehr Beiträge wünschen. Wie gehts denn Schneewittchen und dem Neuwagen? Die Texte und Bilder sind wirklich klasse.
MfG
Ja, der Niva hat eine Sperre des Mitteldifferentials, aber nicht der Achsen. Als Bronto hätte er dann, wenn ich richtig informiert bin, Torsen-Differentiale in den Achsen. Klar, rock-climbing wird damit auch nix, aber in Matsch und Schlamm bringt das schon ne Menge…
Pingback: Auf alten, neuen Wegen. | Watt'n Schrauber.
Pingback: Berlin Spotting 8: Neuwagen (Teil II) | Schneewittchensaab