Das Kehlsteinhaus

Neulich waren wir in Berchtesgaden. Eigentlich wollte meine Frau einen Kurzurlaub am Gardasee verbringen, worauf ich mich gerne eingelassen hätte – die Straßen in den Alpen sind ja bekanntlich kurvig und machen beim Befahren Spaß. Ich hätte sogar einen kleinen Umweg über das Stilfserjoch eingeplant, das ja bekanntlich nur von einer ganz bestimmten Straße in Rumänien übertroffen wird… Leider fand meine Frau, der als Ideengeberin die Organisation oblag keine Unterkunft mehr. Außerdem wäre die Rückreise – ich hätte ja nicht nur bis nach München, sondern gleich bis nach Berlin gemußt – etwas langwieriger geworden. So wurde es also nur ein Tagesausflug. Im Nachinein bin ich auch ganz froh, daß dem Auto weitere Berge erspart blieben…

Nachdem das Geistige hier oft zu kurz kommt galt es Bildung und Natur zu verbinden. Das Kehlsteinhaus, das der Zyniker „Gasthaus zum garstigen Gefreiten“ zu nennen versucht ist, bietet eine großartige Aussicht auch auf den nahegelegenen, geradezu grotesk hübschen Königssee, Straße und Aufzug sind ingenieurtechnisch anspruchsvoll und der Obersalzberg aus der unheilvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts auch nicht hinwegzudenken.

Das Kehlsteinhaus zeigt beispielhaft Größenwahn und Hybris des Regimes. Ohne tieferen Zweck, alleine nur, weil es ging, wurden 30 Millionen Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft 122 Millionen Euro verbrannt, um auf einen Berggipfel ein Teehaus zu errichten – mitsamt eigens dazu anzulegener Straße und einem Aufzug durch den Berg. Genutzt wurde das Kehlsteinhaus durch die NSDAP danach so gut wie nie…
Es zeigt aber auch den sympathischen Pragmatismus der Bayern, die schon in unmittelbarer Nachkriegszeit, nach der Rückgabe durch die Alliierten, das Kehlsteinhaus touristisch zu nutzen wußten und das Entstehen einer Pilgerstätte für Ewiggestrige mit forcierter Gemütlichkeit unterbanden. Landrat Karl Theodor Jacob, der die drohende Sprengung verhinderte, wird in diesem Zusammenhang mit „[…]da schenken wir Münchner Hofbräubier aus, und da kommt schon keine weihevolle Stimmung auf“ zitiert.
Im Anschluß Abkühlung im Königssee.

Bilder:

Bei dieser Tour zeigte sich auch zum ersten Mal, daß ich so langsam mal über den Austausch des Wasserkühlers nachdenken sollte. 250 Meter vor dem Parkplatz des Dokumentationszentrums Obersalzberg hieß es warnblinkend rechts ran, Motorhaube auf und warten (die Heizung war seit Beginn des Anstiegs eh schon voll aufgedreht). Gut, die Bedingungen waren am bis dato heißesten Wochenende des Jahres eher ungünstig. Merke: wenn man nach flotter Fahrt mit 120°C Öltemperatur von der Autobahn kommt und danach tendentiell bergauf fährt reichen ein paar Landstraßenkilometer nicht zur Normalisierung des Temperaturhaushaltes aus, und 24% Steigung sind dann auch eine eher doofe Idee.

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Das Leben ist zu kurz für langweilige Autos.
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Eine Antwort zu Das Kehlsteinhaus

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